22. / 23. August 2023
Morgens um 8.00 Uhr beim Café Volken Sport in Fiesch war der Treffpunkt für die zweitägige Tour über den Gletscher zur Konkordiahütte. Vorgängig wusste ich nur wann ich wo sein muss und welches Material dabei sein sollte: Wanderausrüstung (lange Hosen und Jacke), Handschuhe, Mütze/Stirnband, Wanderschuhe, Sonnenbrille, Essen und Trinken, Hüttenschlafsack, Wanderstöcke, Steigeisen & Klettergurt. Mit einem gut bepackten Rucksack stieg ich also in Lax in den Zug und fuhr die kurze Strecke bis nach Fiesch. Im Volken Sport lernte ich den Rest der 10-köpfigen Gruppe und den Bergführer Kurt Burgener kennen. Eine super Mischung aus drei Amerikanern, vier Deutschen, einem Paar aus Luzern, dem Walliser Bergführer und mir.
Nach der Vorstellungsrunde ging es mit den Gondeln hoch in die Fiescheralp auf 2220 m.ü.M. Wer die Hoffnung hatte, dass es hier kühler sein könnte, wurde enttäuscht. Auch hier war es sehr warm. Nun startete die Tour gemütlich dem Herrenweg entlang in Richtung Märjela/Gletscherstube. Beim alten Hotel Jungfrau zeigten sich drei Murmeltiere, die sich von uns Wandernden nicht stören liessen und gemütlich in der Sonne an den Pflanzen knabberten.
Kurz vor dem Tunnel in Richtung Gletscherstube wurde die Sicht auf den Fieschergletscher frei.
In der Gletscherstube gab es die erste Pause. Trinken und etwas Kleines Essen und die letzte Materialkontrolle waren angesagt.
Von hier aus führt der Weg in einer knappen halben Stunde runter zum Gletscher.
Am Gletscher angekommen war es merklich kühler und die Klettergurte wurden montiert. Das Seil mit den Knoten bereit gemacht und dann wurde die Gruppe aufgereit wie an einer Perlenkette. Nun ging es also endlich los.
Die ersten Schritte auf dem Gletscher machten wir ohne Steigeisen. Bald wurde aber klar, dass es wohl einfacher geht, wenn alle die Steigeisen an den Schuhen anbringen. Steigeisen hin oder her, der Blick, der sich uns bot, war einzigartig. Zentral stechen vor allem das Weisshorn und das Matterhorn ins Auge.
Gleichmässig ging es nun über den Gletscher. Schritt für Schritt bergan. Bald kam auch schon unser Ziel in Sicht... weit vorne, auf der rechten Seite und hoch über dem Gletscher trohnt die Konkordiahütte.
Immer wieder weisst uns Kurt auf interessante Fakten hin und zeigt uns Diverses. Wir sehen Gletscherflöhe, Sandberge und Steine, die fast schweben. Ein besonderer Spass ist, dass Kurt immer wieder Steine in die tiefen Spalten wirft. Manchmal fallen die Steine so tief, dass man den Aufprall nicht mehr hört. Der stetige Wind, das Wasser, welches über den Gletscher rauscht und die Geräusche der Schritte mit den Steigeisen wirken fast meditativ. Die Temperatur ist nun tiefer und zusammen mit dem stetigen Wind ist es so kühl, dass bei der Mittagspause mitten auf dem Gletscher auch die eine oder andere Kleiderschicht ergänzt wird.
Das Gefühl mitten auf diesem grossen Gletscher zu stehen, ist unglaublich. Schaut man sich den Gletscher vom Eggishorn, Bettmerhorn oder von der Moosfluh an, dann gibt einem das kein Gefühl dafür, wie gross der Gletscher wirklich ist und wie tief die Furchen sind.
Beim Konkordiaplatz, wo die Gletscher vom Aletschfirn, Jungfraufirn und dem Ewigschneefeld zusammenfliessen und der Gletscher 900 Meter tief ist, verlassen wir das Eis und begeben uns auf die Seitenmoräne. Das Laufen ist hier anstrengender als auf dem Gletscher und auch die Temperatur ist wieder sehr viel höher. Die Tour steigt nun stetig und es wird steiler. Bis wir vor der Treppe stehen, die hoch zur Hütte führt.
Natürlich ist auch die Schweizer Post vertreten. Der Briefkasten wird werktags täglich geleert.
Und dann ist es geschafft. Oben angekommen sind alle ein bisschen müde, aber die Aussicht und der Stolz überwiegen alles.
Das Schild an der Hüttentür sagt alles.
Damit ist alles gesagt. Die Biere werden bestellt und die Plätze auf der von der Sonne beschienenen Terasse bezogen. Es gibt wohl kaum eine bessere Aussicht für ein kühles Bier :-)
Nach dem die Rucksäcke im Zimmer verstaut waren, war es Zeit für das Nachtessen. Eine Suppe aus Kartoffel, Rüebli und Curry und ein gemischter Salat bildeten dabei die Vorspeise. Es folgten Teigwaren mit Stroganoff und zum Dessert eine Crème. Aber was wäre ein Dessert ohne Kaffee und Genepi? Der hauseigene, selbstgemachte Genepi durfte natürlich nicht fehlen. Da die Temperatur immer noch sehr angenehm war, setzten wir uns noch einmal auf die Terasse und genossen den Sonnenuntergang und den Rest des Abends bei bester Aussicht und guten Gesprächen.
Tags darauf war früh "Tagwachete", 5.30 Uhr aufstehen war angesagt. Sehr gutes Brot, Butter, Käse, Konfitüre, Müesli, Kaffee, Tee, alles was das Herz begehrt. Die Flasche mit dem Marschtee füllen, Zähne putzen, Bett machen, Rucksack packen und die Schuhe schnüren. Ein letzter Blick von der Hütte auf die Lötschenlücke, das Jungfraujoch und den Konkordiaplatz und schon geht es los.
Der Abstieg von der Hütte erfolgt über den Weg und nicht über die Treppe. Bei einigen Stellen war Konzentration gefragt. Rutschender Untergrund, steiles Gelände, Fels, helfende Seile in der Wand. Irgendwo auf dem folgenden Bild wäre der Weg. Er ist im Gelände kaum sichtbar.Mit ein paar Rutschern kommen alle problemlos unten an.
Und schon ist es wieder Zeit, den Gletscher zu betreten und die Steigeisen anzuschnallen. Wir betreten wieder den Gletscher. Ziel heute ist es, über beide Moränen (erst über die Trugbergmittelmoräne, dann über die Kranzbergmittelmoräne) hinweg auf den Aletschfirn zu kommen und dort talwärts zu laufen. Schon bald finden die ersten Sonnenstrahlen den Weg über die Berge hinweg und begleiten uns für den Rest des Tages.
Wie tags zuvor schon, war das Gefühl mitten auf dem Gletscher unglaublich. Der Blick rundherum weiterhin überwältigend.
Natürlich blieb auch Zeit für "Fotoshootings". Ein bisschen posieren, Schattenspiele und Gruppenfotos.
Der weitere Weg über den Gletscher bot einiges an Abwechslung. Kurt führte uns über einige Furchen auf und ab.
Am gleichen Ort, an dem wir tags zuvor den Gletscher betreten haben, verliessen wir ihn wieder. Steigeisen und Klettergurt wurden abgelegt und verstaut und wir machten uns auf den Weg hoch zur Gletscherstube. Dort war Zeit für eine Stärkung. Kühle Getränke und Essen lockten.
Die drei Amerikaner verliessen die Gruppe in der Gletscherstube, die verbleibenden liefen dann gemeinsam zurück in die Fiescheralp. Weitere zwei der Gruppe verliessen uns da. Der Rest nahm die Gondel zurück ins Tal und gönnte sich im Volken Sport Café ein weiteres kühles Getränk.
Ein herzliches Dankeschön an Bergführer Kurt Burgener. Die sichere Führung über den Gletscher und die vielen spannenden Informationen haben sehr viel zu dieser richtig tollen zweitägigen Tour beigetragen.